
Raumwände (Serie) Beton, Zementmörtel, mit Maschinenöl grundiertes Papier, unbehandeltes Papier, Stahl Concrete, cement mortar, unprocessed white paper and paper paint with machine oil, steel, sizes different: 30 x 30 x 6 cm, 1,20 x 0,62 x 0,06 m… , 2021-23, xpon-art gallery, Hamburg, 2023 / Fotos: Helge Mundt
Die Geburt des Gebets. Kreis.Lauf. – eine Duo-Performance mit Caglar Yigitogullari und Janine Gerber / gefördert von Kulturfunke, August 2023 I Video der Performance (Produktion/Schnitt: Holger Braack, SchwarzBuntMedia): : https://youtu.be/3Yvxb-QT0m0
Solo-Performance Kreis.Lauf. I ca. 45 min bis 1 h I 2 Betonsäulen verbunden mit Shoji-Papier, Matte (2 x 2 m) I präsentiert 2023 im Rahmen des Kulturfunke 6 zusammen mit Caglar Yigitogullari (Die Geburt des Gebets) / Kunstraum K60 I Fund:us Theater Lübeck
Mich interessiert der Mythos Sisyphos – hier: das Bewegen der Betonsäulen, was teilweise unsinnig und ineffizient erscheint. Gerade in unserer Zeit, in der vieles gemäß seiner Effizienz gewertet wird. Mich interessiert die Anstrengung, das routinierte Bewegen des schweren Materials, das fast Eins-Werden mit dem Material durch meinen Körper, durch die Gestik und die Wiederholung. Ich frage mich, wie es ist, wenn Menschen etwas immer wieder tun, ob die Objekte dann auch so etwas wie Persönlichkeiten für sie werden, ob man sich gedanklich und seelisch damit verbindet über die Zeit und den Anspruch des Schaffens, des Machens. Ich frage mich, wie Rituale uns selbst prägen, was wir gedanklich dabei empfinden. Was hat Sisyphos gedacht, als er den Berg wieder hinabstieg zu seinem herab gerollten Stein, der da lag und auf ihn wartete? Auch bei meiner Performance gibt es die kurzen Momente des Innehaltens, des Loslassens bis hin zum erneuten Ergreifen des schweren Materials. Ich fühle, das dieses Ritual des sich im Kreis Bewegens auch etwas mit mir selbst macht, dass es mich verändert und ich die Zeit anders erlebe. Es gibt diesen Kreislauf von Geburt über das Leben bis zum Tod. Beim Bewegen des schweren Materials empfinde ich, dass ich mit jedem Schritt und mit jeder Bewegung und Geste auch meinem Tod etwas näher komme. Die Zeit arbeitet mit einem und bewegt auch uns und die Materialien. Es ist eine stetige Erneuerung, ein stetiges neu Aufmachen und Ja-Sagen zu der Arbeit, zu dem Tun, so sinnlos es auch erscheinen mag. Auch in dem Machen der Kunst ist diese Frage präsent, wer das braucht, wer danach ruft, ob es denn effizient ist, mit dem benutzten Material wieder und erneut zu scheitern – und doch immer wieder die Erfolge des Gelingens zu verspüren, die auch Zeit der Einschätzung brauchen, ob das, was entstand, dem auch standhält oder doch nicht mehr so stark und gut ist, wie man glaubte. Man macht sich wieder und wieder auf und arbeitet weiter und gerade in den schwierigen Momenten des Zweifeln und des Hinterfragens fühlt man, wenn man weitermacht, auch eine Befriedigung, die sich erst später zeigt, ein Sinn, dem man selbst der Tätigkeit des Schaffens gibt.
Wenn das Papier zerreißt, könne ich aufhören. Doch da ist noch immer das Material, dass sich mit meinem Körper verbunden hat – in Liebe.
