Im künstlichen Raum des Bildes untersuche ich die transformatorischen und sinnlichen Qualitäten des natürlichen Lichts, die das Bild mit dem realen Raum verbinden.
Mein künstlerischer Ansatz beinhaltet die Fragestellung nach der Bedeutung des Raumes, der sich im Bild manifestiert. Diesen wünsche ich zu öffnen, aufzulösen und dadurch neu zu definieren. Als Analogien schaffe ich Flächen, die sich berühren, überlagern und in denen ein Übergang von der Fläche zum Körperlichen sichtbar wird. Ich untersuche Grenzen von Flächen, Überlagerungen und Kanten im Bild sowie im Übergang zum umgebenden Raum. Sinnliche Komponenten des Materiellen wie Ölfarbe, Tusche, Zementmörtel, Beton, Qualitäten von Papieren, deren Behandlung und Veränderungen durch Gesten der Malerei verbinden das Bild mit dem realen Raum. Die Verletzlichkeit der Arbeitsprozesse bleibt sichtbar. Mein Anliegen ist ein sinnliches, fühlbares Erfahren von Bildraum. Ich nähere mich mit verschiedenen Techniken (u.a. Malerei, Fotografie, Performance, Skulptur) und Prozessen dem Abtasten von Bildraum und dem Erfassen von Flüchtigkeit und Bewegung. Ephemere Zustände wie Bewegung, Wind, Geruch, Lichtveränderungen fließen als Anlass der Auseinandersetzung in meine Arbeiten ein.
Auseinandersetzung mit dem Riss
Der Riss oder Schnitt stellt für mich eine Linie dar, eine Arabeske, die die Möglichkeit einer Erweiterung, Ausdehnung oder eines Inne-Haltens einbezieht. Ein Riss im Papier – nachgefühlte Zeichnungen von Körpern in Bewegung – öffnen das Material und ein inneres Licht und Raum zwischen den Papierbahnen variieren je nach Tageslichtsituation und der Bewegung des Betrachters. Ein Riss bedeutet nicht nur etwas Zerstörtes, sondern auch die Möglichkeiten von Erweiterung, Innehalten, Durchlässigkeit.
Temporäre Papierinstallationen
In hängende, stehende oder liegende Papierbahnen schneide oder reiße ich Zeichnungen von Personen und Bewegungen. Das zweidimensionale Papier öffnet sich ins dreidimensional Räumliche und die Fläche wird zu einer Skulptur. Das Licht in den Arbeiten ist nicht greifbar, sondern fühlbar und entzieht sich einer direkten Bestimmtheit. Das natürliche, sich verändernde Tageslicht öffnet, ähnlich einer „malerischen Sonnenuhr“, die dem Bild innewohnende Räumlichkeit.
2013 begann ich, Papierbahnen mit schmutzigem, giftigem und stark riechendem Altöl aus einer Kfz-Werkstatt zu grundieren. Das Weiß des Papiers erhält dadurch eine besondere Transluzenz und Assoziationen zu Stoff oder Stahl, erfüllt den Raum mit Geruch und behält seine Fragilität. Diese stark aufgeladene Ambivalenzen, auch hinsichtlich der Historie von Altöl (Mobilität, Schnelligkeit, Umweltgifte) in Bezug zur Papierherstellung (Langsamkeit des Holzwachstums, Wasserverbrauch), stellen den Kern für diese künstlerische Auseinandersetzung dar.
Malerei
In der Malerei mit Ölfarbe schiebe und forme ich das Material der Farbe, um ein Gesamtlicht zu erhalten, das das Bild trägt. Großformatige Arbeiten entstehen liegend und werden oft auch liegend präsentiert. Tuschemonotypien entstehen aus dem Wunsch, mich dem direkten Kontakt mit dem Bildträger zu entziehen und Prozesse des Trocknens von Farbe auf einem Trägermaterial darzustellen.
Meine Bildtitel
Bildtitel benennen Momente der Erinnerung an reale Gegebenheiten sowie an Bewegung und Veränderung von Zuständen, u.a. Der Morgen schält den Asphalt, Ein Versuch, ein Wort zu finden, Asphalt berührt Schnee. Mein Anliegen ist, dass der Betrachter die Arbeit durch seine Bewegung und seinen inneren Blick erfasst, sodass eine gefühlte Annäherung an das Bild stattfindet. Rohes, Fragmentiertes, die Schönheit von unschönen Farben entsprechen meiner Wahrnehmung der Welt, derer ich mich nur durch einen Versuch nähern kann, die sich gleichzeitig einer vollendeten Definition entzieht.
ENG//
In the artificial space of the image, I am investigating the transformational and sensual qualities of natural light in the transition from image space to real space.
My artistic approach includes questioning of the significance of the space that manifests itself in the image. I wish to open it up, break it down and thereby redefine it. As analogies, I create surfaces that touch, overlap and in which a transition to the physical becomes visible. They are torn, firm and rigid, soft or disintegrating. My concern is a sensual, tangible experience of pictorial space. I am concerned with the question of how the illusionistic image space is transformed in connection with the architecture and further with the exterior space through the influences of natural light. For me, the space of the image means an accumulation of mental and physical decisions that connect with the architectural space and open up to the real space of nature and ephemeral states such as light situations, movements and sounds.
Dealing with the „tear“
The tear or cut represents a line for me – an arabesque that incorporates the possibility of expansion, extension or pausing. A tear in the paper – sensed drawings of bodies in motion – opens up the material and an inner light and space between the paper webs vary depending on the daylight situation and the movement of the viewer. A tear does not only mean something destroyed; it can also represent the possibilities for expansion, pausing, permeability.
Temporary paper installation
I cut or tear lines into hanging or standing paper webs, observe their opening and falling, their straining against each other. Two-dimensional paper, a carrier of information or writing, opens up into three-dimensional space and the surface becomes a sculpture. The light in the works is not tangible but is palpable and eludes direct determination. The natural, changing daylight, like a „painterly sundial“, opens up the spatiality inherent in the image.
Painting
When painting with oil paints, I push and shape the material of the paint to achieve an overall light that carries the painting. The natural light peels into the layers of paint and changes the picture depending on the angle of view and time of day. Painting with ink makes the material of the support fabric even more apparent. The light comes not only from the outside, but also from the base tone of the fabric or the primer.
My image titles
The titles of the images lyrically identify moments of recollection of real circumstances as well as of movement and change of states: some examples include “Der Morgen schält den Asphalt” (“Morning peels the asphalt”), “Ein Versuch, ein Wort zu finden” (“An attempt to find a word”), “Der Himmel faltet sich ein” (“The sky folds in”). My concern is that the viewer grasps the work through his movement and inner gaze, so that a felt approach to the painting takes place. Raw and fragmented, the beauty of unsightly colours corresponds to my perception of the world, which I can approach only by attempting to do so and which at the same time eludes a consummate definition.